Lustig, dass Flexible Dieting von den Sklaven des „Clean Eatings“ angegriffen wird. Es wird ja gesagt, dass Leute die Flexible Dieting ausüben sehr ungesund essen, weil sie eigentlich überhaupt nicht auf Lebensmittelqualität achten und NUR Junk-Food fressen.
Gleichzeitig posten diese gewisse Leute auf jegliche Social Media Kanäle ihre „Cheat Days“ und ihre Völlereianfälle.

Meine Frage nun – wieso ist es richtig Super-Mega-Cheat-Days zu haben und sich im Keller hinter geschlossener Tür mit Junk-Food vollzustopfen? Wieso ist es aber richtig  danach Bilder vom gesunden ’sauberen‘ Essen zu posten und zu prahlen wie gut man is(s)t?

Ist es wirklich ein Verbrechen wenn man nach dem harten Training ein Donut isst oder ein Stück Schokolade zum nahrhaftem Abendessen ? Wieso ist es OK unkontrolliert alles in sich rein zu stopfen? Wenn Flexible Dieter weniger nahrhafte Lebensmittel in Maßen essen, werden sie dafür beleidigt und belehrt!?
Wer definiert eigentlich“Clean Eating“?

Ja, richtig – es gibt keine einheitliche oder wissenschaftliche Definition dafür. Es ist ein sehr subjektiver Begriff also. 

  • Bodybuilder sagen, dass alles was nicht Naturreis, Hähnchenbrustfilet, Tilapia, Brokkoli und Eiweiß ist ’schmutzig‘ ist.
  • Paleo-Leute sagen, dass alle Getreide- und Milchprodukte und Bohnen ’schmutzig‘ sind.
  • Vegetarier sagen dass Fleisch ’schmutzig‘ ist.
  • Veganer meinen dass alle tierische Produkte ’schmutzig‘ sind.
  • Zone-Leute sagen dass alle verarbeitete Kohlenhydrate und Zucker ’schmutzig‘ sind.
  • Hippies sagen dass alles was nicht Bio ist ’schmutzig‘ ist plus künstliche Süßstoffe
  • Meine Mama verbietet mir Zucker
  • USDA sagt, dass gesättigte Fette, rotes Fleisch, Eier und Transfette ’schmutzig‘ sind

Also gegen fast jedes Lebensmittel kann man etwas sagen, es gibt aber keinerlei wissenschaftliche Beweise dass uns gewisse Lebensmittel schneller dicker machen oder uns kranker machen als andere. Nicht nur, dass diese Ideen falsch sind, sie verursachen Essstörungen (Magersucht, Orthorexia Nevrosa und Binge Eating Syndrom bzw. Heißhungeressen) und Nährstoffdefizite. Es kommt letztendlich auf das Maß an und so kann jedes Lebensmittel je nach Maß gut oder schlecht sein. Das schließt auch Hähnchen und Brokkoli nicht aus. Tatsache ist, es ist schwieriger davon zuviel zu essen und somit als ’saubere‘ Lebensmittel angesehen werden. Natürlich sind manche Lebensmittel weniger Nahrhaft als andere, aber wer sich über seine Gesundheit bewusst ist, weiß welche Lebensmittel in der eigenen Ernährung überwiegen sollten.

Ihr fragt euch aber nun wieso folgende Konzepte dann funktionieren (sprich: man nimmt ab):

  • Paleo
  • Zone
  • Clean Eating nicht nach 18 Uhr abends
  • Low Carb
  • Low Fat
  • Atkins

Die Antwort:

Magie. Kaloriendefizit.

All die oben benannte Ernährungsweisen zwingen einen zu einem Kaloriendefizit ohne das explizit auszusprechen, weil die Menschen das sehr ungern hören. Sie hören lieber dass es dämonische Lebensmittel, magische Blöcke und richtige Uhrzeiten zum Essen gibt.

Ich muss euch leider enttäuschen. Es gibt keine Magie! Alles im Universum beruht auf der Thermodynamik. Bei Kaloriendefizit nimmt man ab, bei einer zu hohen Kalorienzufuhr nimmt man zu.

Wieso wird der menschliche Körper zu einem Auto reduziert, welches den richtigen  ‚Treibstoff‘ braucht? Und wieso wird Essen zu ‚gut‘ und ’schlecht‘ reduziert?

Es gibt drei Wege auf dem Essen unsere Gesundheit schädigen kann:

1. Zu hohe Kalorienzufuhr welche zu hohem Körpergewicht führt, was wiederum zu Gesundheitsprobleme führt.

2. Das Essen hängt direkt mit den Körperfunktionen zusammen, verursacht Krankheiten oder Körperfettzunahme und schnelles Altern (bspw. Allergien, exzessiver Zuckerkonsum).

3. Essen kann Nährstoffdefizite verursachen (einseitige Ernährung).

 

Zurück zum Flexible Dieting:

Der effektivste Ernährungsstil ist derjenige an den man sich langfristig halten kann. Studien haben gezeigt das Leute mit flexibleren Diäten mehr Erfolg haben Gewicht zu verlieren und – ganz wichtig – das zu halten als Leute mit einem restriktiven Ernährungsstil. Nachhaltige Ernährung ist der Schlüssel zum Glücklich- und Gesundsein.

 

Esst gut, denkt kritisch und trainiert hart!

Euere Aleks

 

Hier noch ein Paar Interessante Artikel und Studien. 

Alles was ihr über Essen gehört habt, könnte falsch sein laut dieser Studie. Sie beschreibt wie Leute bei Studien ihre Angaben manipulieren und wieso dieses ‚Lügen‘ uns falsche Informationen liefern, wie z.B. welche Lebensmittel zu Alzheimer führen könnten.

Wenn ihr weitere Details über die am weitesten verbreiteten Mythen in der Ernährungs- und Fitnessindustrie lesen wollt, ist dieser Artikel ein Muss. 

 

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Primäre Quellen:

1. Understanding and Addressing the Epidemic of Obesity: An Energy Balance Perspective. Endocrine Reviews 27(7):750 –761. doi: 10.1210/er.2006-0032, James O. Hill 

2. Dietary sugars intake and macronutrient adequacy: a systematic review of the evidence.Sig-Nurture Ltd, 11 Woodway, Guildford, Surrey, GU1 2TF, UK.Nutrition Research Reviews (Impact Factor: 3.86). 01/2008; 20(2):121-31. DOI: 10.1017/S0954422407797846

3. Is calorie a calorie? http://ajcn.nutrition.org/content/79/5/899S.long

4. Moderation: an alternative to restraint as a mode of weight self-regulation.McGill University, Department of Psychology, Montreal, Quebec, Canada. 2012 Dec;13(4):406-9. doi: 10.1016/j.eatbeh.2012.07.001

5. Schoeller DA. The energy balance equation: looking back and looking forward are two very different views. Nutr Rev. 2009;67(5):249–254. doi:10.1111/j.1753-4887.2009.00197.x.

6. Buchholz AC, Schoeller DA. Is a calorie a calorie? Am J Clin Nutr. 2004;79(5):899S–906S. http://eutils.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/eutils/elink.fcgi?dbfrom=pubmed&id=15113737&retmode=ref&cmd=prlinks.

7. Schoeller DA. The energy balance equation: looking back and looking forward are two very different views. Nutr Rev. 2009;67(5):249–254. doi:10.1111/j.1753-4887.2009.00197.x.

8. Schoeller DA, Buchholz AC. Energetics of obesity and weight control: does diet composition matter?J Am Diet Assoc. 2005;105(5 Suppl 1):S24–8. doi:10.1016/j.jada.2005.02.025.

9. Fulgoni VL3, Keast DR, Drewnowski A. Development and validation of the nutrient-rich foods index: a tool to measure nutritional quality of foods. J Nutr. 2009;139(8):1549–1554. doi:10.3945/jn.108.101360.

10. Robbins RJ, Kwik-Uribe C, Hammerstone JF, Schmitz HH. Analysis of flavanols in foods: what methods are required to enable meaningful health recommendations? J Cardiovasc Pharmacol. 2006;47 Suppl 2:S110–8– discussion S119–21

11. Damms-Machado A, Weser G, Bischoff SC. Micronutrient deficiency in obese subjects undergoing low calorie diet. Nutr J. 2012;11:34. doi:10.1186/1475-2891-11-34

12. Differentiating between successful and unsuccessful dieters. Validity and reliability of the Perceived Self-Regulatory Success in Dieting Scale.

13. Rigid vs. flexible dieting: association with eating disorder symptoms in nonobese women. Stewart TMWilliamson DAWhite MA2002 Feb;38(1):39-44.Louisiana State University and Pennington Biomedical Research Center, Baton Rouge, LA 70808, USA.

14. Segura-Garcia C, Papaianni MC, Caglioti F, et al. Orthorexia nervosa: a frequent eating disordered behavior in athletes. Eat Weight Disord. 2012;17(4):e226–33. doi:10.3275/8272

Sekundäre Quellen:

13.  http://evidencemag.com/clean-eating/

14.  http://wannabebig.com/diet-and-nutrition/the-dirt-on-clean-eating/

15. http://de.wikipedia.org/wiki/Thermodynamik#cite_note-11

16. http://de.wikipedia.org/wiki/Orthorexia_nervosa